Cross, Janine - Drachen-Tempel-Saga 2 by Im Bann des Feuers

Cross, Janine - Drachen-Tempel-Saga 2 by Im Bann des Feuers

Autor:Im Bann des Feuers [Feuers, Im Bann des]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Nach einem anstrengenden Marsch über einen ausgetretenen, überwucherten Weg wurde ich in ein Labyrinth aus Stein geführt, dessen Korridore nicht beleuchtet waren. Niemand außer mir und meinen Begleitern benutzte je diese Korridore. In den niedrigen Gängen war kein Laut zu hören, bis auf das Rascheln der Roben, das angestrengte Keuchen des Heiligen Vorstehers und das leise Knistern der Fackeln.

Der Eunuch, der mich immer noch am Arm führte, blieb stehen, fummelte mit einem Bund rostiger Schlüssel herum, der an seiner Hüfte hing, und öffnete schließlich eine Holztür.

Dann packten mich Hände, von hinten, und stießen mich in den Raum. Ein stechender Geruch schlug mir entgegen, wie der einer schon lange nicht mehr benutzten Latrine. Ich wirbelte herum, erhaschte einen letzten Blick auf den Ranreeb, der von dem Kreis fackeltragender Drachenjünger umringt war, dann wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Der Schock betäubte mich einen kurzen Moment. In meinem Gefängnis war es dunkel. Das einzige Licht sickerte durch einen schmalen Spalt unter der Tür herein. Das Holz des Bodens unter meinen Füßen war weich, morsch, aufgeweicht von Fäulnis, und kleine Steine lagen hier und da. Mein Kopf berührte fast die Decke, die ebenfalls aus verrottendem Holz bestand. Ich warf mich gegen die Tür, schlug dagegen. Aber sie gab meinen Fäusten, meinen Nägeln nicht auch nur einen Zentimeter nach.

Ich schrie, als wäre ich verrückt geworden.

Später, viel später, nachdem ich an die Tür gekauert eingeschlafen, wieder erwacht und in eine Ecke meiner Zelle geschlurft war, um zu urinieren, kratzte es an der Tür, als würde sie geöffnet.

Aber sie schwang nicht auf.

Stattdessen tauchte ein Lichtviereck in der Tür auf, etwa in Kinnhöhe. Ein Trinkschlauch aus Leder wurde durch die Öffnung geschoben und noch etwas, danach, ein weißer Block, der mit einem feuchten Schmatzen auf dem Schlauch landete.

Der unverkennbare Geruch von Paak stieg mir in die Nase, gebackenem Eiweiß. Mir lief beinahe schmerzhaft das Wasser im Mund zusammen. Das war der weiße, feuchte Block: Paak. Ich taumelte zu der Stelle an der Tür und hob ihn hastig vom Boden auf.

Das Paak war kalt und viel zu salzig, aber ich verzehrte es gierig. Mit zitternden Händen schraubte ich den Verschluss vom Schlauch und trank.

»Gib den Schlauch zurück, wenn du fertig bist«, bellte jemand auf der anderen Seite der Tür.

»Lasst mich raus«, keuchte ich. »Bitte!«

»Gib den Schlauch zurück!«

Ich wusste instinktiv, dass die Klappe in der Tür sich schließen würde, sobald ich ihn zurückgegeben hatte, und ich wieder im Dunkeln eingesperrt wäre.

»Ich bin noch nicht fertig mit Trinken«, log ich. Mein Schließer antwortete nur mit einem Grunzen.

In dem flackernden Licht, das durch die Öffnung fiel, musterte ich meine hölzerne Zelle.

Es war ein perfekter Würfel, etwa zwei Meter lang, breit und hoch. Es gab weder eine Schlafpritsche noch einen Eimer, in den ich mich hätte erleichtern können. Es gab in dieser Zelle nichts außer mir selbst, dem vermodernden Boden und Wänden, der Dunkelheit und den Spinnen, die darin herumkrabbelten.

Dann bemerkte ich, dass sich die Wände in dem Licht der Fackel zu bewegen schienen. Etwas wimmelte darüber.

Doch halt, nein. Es waren Schriftzeichen.



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